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War das nun richtig oder falsch, wie ich gehandelt habe? Hatte ich in der letzten Auseinandersetzung recht oder meine Partnerin? „Was, ich muffele hier rum? Als ich kam, war die Luft schon zum Schneiden!“ Alles Einbildung? Einbildung ist auch ein Teil der Wirklichkeit.
Die konstruktivistische Philosophie, siehe von Förster oder Watzlawick, meint sogar, dass die Wirklichkeit mehr Einbildung ist. Wenn ich als Kind irgendwo Probleme sah, sagten meine Eltern oft „Das bildest du dir nur ein!“ Damit war für sie entschieden, dass das Problem „real“ gar nicht existiert. Wie entscheiden wir, was richtig, angemessen, kongruent ist? Es gibt ja keine Schiedsstelle dafür.
Auseinandersetzungen werden selten aufgezeichnet und selbst wenn… Wem will man die vorspielen? Dem Scheidungsrichter? Der Paartherapeutin? Dem Psychoanalytiker? Na klar, dem Coach! Ist Vertrauen gerechtfertigt? Eine Ex-Freundin, der ich nun wirklich treu war, war sehr eifersüchtig, irgendwann ging es nicht mehr. Ivan Boszormenyi-Nagy spricht von inneren Gerechtigkeitskonten. Letztlich haben wir ein Gespür dafür, was richtig und falsch ist und wann es genug ist. Und, wichtig, es ist unser Gespür. Vertrauen Sie darauf! Aber trotzdem sind wir mit allen und allem verbunden. Ein Gespür abseits der zwischenmenschlichen Wirklichkeit könnte daneben sein. Ein früherer Klient, wir waren als Einzelfallhelfer auch für die kulturelle Teilhabe zuständig, verließ nach 10 Minuten das Kino ohne Erklärung und war verschwunden. Bei nächsten Gesprächstermin in seiner Wohnung erklärte er, es sei ein gemeinsamer Kinobesuch vereinbart gewesen und der habe ja stattgefunden. Stimmt oder stimmt nicht? Möchten Sie so jemand als Partner haben? Warum nicht? Ein nur auf sich selbst bezogenes Gespür oder Erleben nennt man wohl autistisch. Natürlich, der gemeinsame Kinobesuch hat stattgefunden. Trotzdem, jeder normale Mensch (bewusst ohne Anführungszeichen) würde sagen „He? Hallo?“. Aber warum? Wo steht denn, wie lange ein gemeinsamer Kinobesuch zu dauern hat? Im Grundgesetz? In den allgemeinen Vorschriften zur Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen, Band vier, einzusehen bei jedem Amtsgericht?
Vielleicht steht da auch drin, wie oft man seiner Frau Blumen mitbringen soll und ob Tankstellenblumen auch mal o.k. sind. Wenn Sie nach 10 Jahren plötzlich mit 50 Rosen ankommen – könnte schwierig werden, aber wieso denn nun bloß? Schon wieder falsch?
Eine andere Freundin stellte mir nach Feierabend mal Pantoffeln, kaltes Bier und Knabberzeug hin und stellte den Fernseher an – aber hallo, hä – äh naja, wollen wir Männer das nicht? Hat sie richtig gehandelt, den Mann auch mal verwöhnen, wo er so hart arbeitet?
Spüren Sie einen ironischen Unterton oder nicht? Und um jetzt endlich auch mal eine Aussage zu tätigen: Ironie ist der Widerspruch zwischen wörtlicher und tatsächlicher Bedeutung! Und wie hieß es früher immer bei „Außenseiter – Spitzenreiter“: Bleiben Sie schön neugierig! Apropos, und dann ist wirklich erst mal Ende, meine Frau sagte neulich, sie habe mich dies und das nur aus Neugierde gefragt. Das ist aber ein guter Grund, fiel mir dazu ein. Also noch mal: Bleiben Sie gierig auf Neues!